Leserbrief zu Günther Hartmanns „Zeitenwende?“
30. Dezember 2023
Simon Kirschner aus 85080 Gaimersheim schreibt:
Gerade die Weihnachtstage können im Hinblick auf die derzeit festgefahrenen Kriege lichtvolle Perspektiven eröffnen. Erinnert doch das Weihnachtsfest an eine Person, die vor rund 2.000 Jahren in der kriegerischen Römerzeit eine Zeitenwende im Umgang mit Macht, Feind und Gewalt eingeläutet hat. Ohne Jesu umwälzende Lebenspraxis wäre auch nicht eine engagierte junge Christenbewegung sowie die theatralisch geformte Weihnachts-Geschichte im Lukas-Evangelium entstanden. All das führte letztlich auch trotz Verfolgungen dazu, dass man das Lichtfest der heidnischen Wintersonnenwende um den 24. Dezember zum Geburtstag Jesu erklärte und später sogar mit einer Zeitenwende nach Christus die römische Zeitrechnung ablöste. Wieweit sind inzwischen Christen wie christlich genannte Regierungen Europas von dieser Art „Geschenk des Himmels“, entfernt? Bedenklich, wenn in unserem Land ohne großen Widerstand eine „Zeitenwende nach Olaf“ begrüßt und mit Sonderschulden von gleich 100 Mrd. Euro für Waffen und militärische Einrichtungen unterstützt werden. Dass man mit Gewalt, Krieg und Rechthaberei keinen nachhaltigen Frieden schafft, müsste gerade an Weihnachten ein zentrales Thema möglichst vieler Bischöfe wie auch tonangebender Politiker sein, vor allem wenn sie sich mit dem C-Etikett auszeichnen.
Soll das Frieden fördernd sein, wenn unser hoch verschuldetes Land im Verbund mit den meisten Nato-Ländern mit Waffen und Versprechungen wie „Wir unterstützen die Ukraine solange wie nötig!“ den Krieg neben vielen Toten mit immensen Kosten und ökologischen Langzeitschäden nur noch in die Länge ziehen? Ist so ein einseitiges militärisches Vorgehen ohne nennenswerte Fortschritte nicht kurzsichtig und einfältig, wenn man seit langem überhaupt nichts mehr von Verhandlungen und gewaltlosen Lösungsansätzen hören will, sondern nur noch von Siegen spricht? Auch bei einem vermeintlichen Sieg bleiben doch die feindlichen Strukturen in den Nachbarschaftskonflikten der Kriegsgebiete erhalten. Soll mit weiteren Militäreinsätzen mal wieder unsere Freiheit – wie schon mal mit viel Aufwand am Hindukusch und in Mali – verteidigt und der Ukraine auch noch ein möglichst schneller EU-Beitritt ermöglicht werden? Bei einem „Weiter so!“ werden vornehmlich die Rüstungsbetriebe und ihre Lobbyisten gewinnen oder sogar alle Lichter ausgehen. Müssen wir trotz unserer Geschichte mit an vorderster Front stehen? Außerdem besitzen die europäischen Nato-Länder bereits ein Mehrfaches von Waffen als Russland und mit noch mehr Sanktionen werden die Fronten verhärtet und die Schäden vergrößert.
Es ist zu wünschen, dass in der äußerst misslichen Lage Leute aufstehen, die wie Martin L. King, Gandhi wie auch Gorbatschow im Sinne Jesu Gewaltspiralen durchbrechen. Sind die großen, positiven Revolutionen nicht eher gewaltlos geschehen? Bedenklich, wenn dagegen der forsche Verteidigungsminister aus der Ampelregierung statt Friedenstüchtigkeit eine Kriegstüchtigkeit einfordert, was doch schon mal in der Aufrüstungszeit vor dem 2. Weltkrieg praktiziert wurde. Wer weiter in diese Richtung denkt und dafür noch mehr Schulden machen will, sollte sich zur Finanzierung für die Abschaffung von Feiertagen aussprechen. Da würde sich vor allem gut der zweite Weihnachtsfeiertag eignen, da Weihnachten wie oben aufgezeigt an eine Person erinnert, der gerade im Umgang mit Feind, Gewalt und Schöpfung andere Lösungswege aufgezeigt hat. Vielleicht könnte man auch so aus festgefahrenen Denkstrukturen wie aus entleerten Weihnachtstagen mit politischen Weihnachtsmännern herauskommen, die mit schuldenbeladenen Entlastungspaketen die Massen beruhigen. Für höchst notwendige Zukunftsinvestitionen werden wir so auch kaum auf einen grünen Zweig kommen.