Agrarwende jetzt!
19. November 2018
Seit zwei Jahren läuft die Kampagne „Klaus graust’s“, mit der Prof. Dr. Klaus Buchner, Mitglied im Europäischen Parlament, auf den Zusammenhang von Massentierhaltung und multiresistenten Keimen aufmerksam macht. Aktuell geht es um ein verpflichtendes EU-Qualitätssiegel für alle Tierprodukte.
Fleisch muss so gekennzeichnet werden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auf den ersten Blick sehen, wo das Fleisch herkommt, wie die Tiere gehalten wurden, ob sie mit Antibiotika behandelt wurden und welches Futter sie bekommen haben. Nur so kann man sich aktiv und mündig für bessere Lebensbedingungen der Tiere entscheiden.
Die bisherigen Vorschriften hinken der Realität in der industriellen Tierhaltung hinterher, es fehlt an gesetzlichen Regelungen und Kontrollen. Fakt ist, in der industriellen Massentierhaltung werden in den meisten EU-Ländern und leider auch in Deutschland nach wie vor extrem große Mengen an Antibiotika inklusive Reserveantibiotika eingesetzt. Auch gesunde Tiere erhalten vorbeugend Antibiotika, was nachweislich zu einer steigenden Anzahl von multiresistenten Keimen geführt hat. In nordischen Ländern, z. B. Schweden, ist die routinemäßige Vergabe von Antibiotika an ganze Tiergruppen verboten, hier werden Tiere individuell therapiert.
Doch anstatt eine Agrarwende einzuleiten, welche die katastrophalen Missstände endlich beseitigt, macht das Bundeslandwirtschaftsministerium Werbung für ein neues „Tierwohl-Label“. Dieses sogenannte Tierwohl-Label liegt aber bei der Eingangsstufe kaum über den bisherigen gesetzlichen Mindestanforderungen. Essenzielle Informationen über Antibiotika-Behandlung in der Tiermast und Herbizidbehandeltes Genfutter aus
Monokulturen finden keinerlei Erwähnung. Dies ist skandalös und eine Verbrauchertäuschung. Tier- und Umweltschützer lehnen dieses Alibi-Label ab, zumal es auch noch freiwillig ist.
Eine Agrarwende kann nur gelingen, wenn wir eine gemeinsame Lösung für Landwirte und Verbraucher finden. Deshalb müssen die Agrarsubventionen besser verteilt und qualitativ hochwertiges Fleisch besser gekennzeichnet werden. Mit einem Siegel, dem die Verbraucher vertrauen, steigt der Verkauf von besseren Produkten rapide an.
Wer Fleisch einkauft, muss wissen, was auf den Teller kommt und unter welchen Bedingungen es produziert wurde. Die Konsumenten müssen detailliert darüber aufgeklärt werden, wie das Tier gehalten wurde, ob es Antibiotika bekommen hat und welche Tiernahrung verwendet wurde. Erforderlich ist ein allumfassendes Verbraucher-, Tier- und Umwelt-Label.
Die EU gibt rund 40 % ihres Budgets für die Förderung der Landwirtschaft aus. Das sind sage und schreibe 60 Milliarden Euro pro Jahr. Eine Neuausrichtung der Agrarpolitik in Deutschland und Europa muss auf die Politikagenda. Die EU-Agrarsubventionen sollten zukünftig nur in nachhaltige Landwirtschaft fließen, d. h. nur den Landwirten zugutekommen, die ausschließlich gesunde Lebensmittel herstellen. Die Subventionierung umweltschädlicher und tierquälerischer Massenproduktionen muss dagegen beendet werden.
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