MontagsGedanken

Systemische Analyse oder Personalisierung?

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Ein gefährlicher Fehler ist die Personalisierung eines eigentlich systemischen Problems. Wir erleben gerade so eine Fehlstellung: Die Migration von Süd nach Nord, von Krisen- und Armutsgebieten in sicherere und materiell besser ausgestattete Weltregionen ist eindeutig ein systemisches Problem. So lange im Süden gekämpft wird und so lange dort die Zukunftsaussichten unsicher bis deprimierend sind werden sich Menschen in Bewegung setzen. Das war immer so und das wird immer so bleiben. Wenn die reicheren Weltregionen wie die EU noch dazu mit Dumping-Exporten lokale Märkte im Süden kaputt machen und mit Waffenlieferungen Konflikte befeuern, darf man sich nicht wundern, dass die Migration nicht endet. Über diese Sachlage ernsthaft zu diskutieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, wäre schmerzhaft. Leichter ist es da, die Kanzlerin für schuldig zu erklären. Das systemische Problem wird erfolgreich verdrängt. Es wäre ja auch zu unangenehm, das Wohlstandsgefälle zwischen Nord und Süd und die bereits stattfindende, weltweite Klimakatastrophe als Migrationsursachen anzuerkennen. Man müsste womöglich das eigene Wirtschaftssystem in Frage stellen…

Wenn man der Kanzlerin etwas vorwerfen kann, dann dies: Auch sie hat jahrzehntelang die systemische Analyse vermieden – wohl wissend, dass man mit unbequemen Aussagen schwerlich Wahlen gewinnen kann.

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