MontagsGedanken

Einheit

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Ich feiere den Tag der deutschen Einheit gerne. Als Kind der Nachkriegszeit wurde ich im beginnenden westlichen „Wirtschaftswunder“ materiell immer besser versorgt – gleichzeitig aber auch geängstigt im „kalten Krieg“ der Atomgefahr, der Trennung und Spaltung, der Tatsache von Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl und Diktatur und auch durch das Offenbarwerden des größten und gemeinsten Völkermordes der Geschichte, dessen Befehle und Organisationsbürokratie in deutscher Sprache abgefasst waren.

Deshalb war und ist mir die Entwicklung einer humanen Demokratie, die Überwindung der Spaltung, das Erlebnis der Einheit ein wertvolles Geschenk. Der große Theologe Eugen Biser sprach gar – jenseits aller Bigotterie – von einem „Wunder“, das wir Ende der 80er Jahre erlebt haben.

Der Begriff „Einheit“ ist aber trügerisch und meistens falsch verwendet: Der Sieg der Demokratie ist immer ein Sieg des Pluralismus, der akzeptierten Vielfalt, auch der akzeptierten Gegensätze. Verpflichtende Einheit gibt es nur in der Achtung von Artikel 1 Grundgesetz und Artikel 20 Grundgesetz. Darauf sind wir laut Artikel 79,3 auf immer verpflichtet. Die Würde eines jeden Menschen, Demokratie, Rechtsstaat, Sozialstaat und Bundesstaatlichkeit – das ist unsere verpflichtende Einheit.

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