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Wie deutsche Politiker Elon Musk hofierten

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In ihrem Buch „Eine Gigafabrik in Grünheide“ beleuchtet Heidemarie Schroeder die Ansiedlung des Tesla-Werks in Brandenburg aus der Perspektive der Betroffenen. Sie stellt die Inhalte und Hintergründe der Auseinandersetzung für Laien verständlich und anschaulich dar.

von Thomas Löb

 

Heidemarie Schroeder thematisiert die Probleme, die durch die Ansiedlung der Fabrik im Landschaftsschutzgebiet entstehen, und beschreibt, wie Befürworter die Bedeutung des betroffenen Waldes herunterspielten: „Ein Kiefernstangenwald sei dieser Wald gewesen, eine Plantage, eine Monokultur, die von Anbeginn für ihre spätere Verwendung in der Papierindustrie angelegt worden war und nun einfach erntereif sei.“ Kritiker, darunter Förster, betonten hingegen, dass der Wald ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sei. Doch ihre Argumente fanden wenig Gehör, da die Ansiedlung von Tesla von Parteien und Medien überwiegend euphorisch begrüßt wurde. Tesla-Chef Elon Musk wurde mit Verweis auf die neu entstehenden Arbeitsplätze regelrecht hofiert, Kritiker als Fortschrittsverweigerer abgestempelt.

Besonders kritisch setzt sich Schroeder mit dem Mythos des „grünen Kapitalismus“ auseinander, den die Grünen propagierten, und beleuchtet die Ansiedlung in einer Region mit Wassermangel und einem Trinkwasserschutzgebiet. Sie beschreibt detailliert die Konflikte um Grund- und Abwasser sowie den Druck, den Politiker auf den lokalen Wasserverband ausübten, um Tesla Sonderrechte zu gewähren. Sie schildert, wie politische Ebenen von Kommunen bis zum Bund Einfluss nahmen, um die Errichtung des Tesla-Werks zu beschleunigen. Und sie kritisiert die Bürgerbeteiligung als Farce. Die Bewohner hatten den Eindruck, dass die Entscheidung für den Bau der Autofabrik bereits feststand. Standortalternativen wurden nicht geprüft, und eine Ablehnung der Betriebsgenehmigung war nie eine Option.

Schroeder zeigt auch, wie der Widerstand durch die Klimabewegung neuen Schwung erhielt, insbesondere seit dem Weltwassertag 2022. Sie beschreibt die Unterstützung durch junge Aktivisten, verschweigt jedoch nicht, bei aller Freude über diese neuen Bündnispartner, auch manche Differenzen, wenn Aktivisten aus Großstädten radikalere Aktionsformen praktizieren wollen.

Das Buch war fertig, bevor Musk sich als Unterstützer von Donald Trump und Förderer von Rechtsaußenbewegungen in aller Welt einen Namen machte. Darauf geht Schroeder deshalb nur ganz kurz ein. Es könnte also sein, dass die Proteste gegen Musk und Tesla noch zunehmen. Das Buch bietet eine fundierte Grundlage für alle, die sich kritisch mit der Gigafactory auseinandersetzen möchten, und regt zum Nachdenken über die Schattenseiten des Fortschritts an.

 

Heidemarie Schroeder
Eine Gigafabrik in Grünheide
Oder der Albtraum vom grünen Kapitalismus
Büchner, Februar 2025
200 Seiten, 22.00 Euro
978-3-96317-404-9


 

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