
Gewässerrandstreifen – ein Erfolg des Volksbegehrens
17. März 2025
Tier- und Pflanzenarten sowie deren natürliche Lebensräume zu bewahren, ist ein zentrales Anliegen der ÖDP. Denn das Artensterben ist eine Bedrohung unserer Lebensgrundlagen und kommt in seiner Dimension dem Klimawandel gleich. Auch in Bayern drohen viele Arten auszusterben, darunter viele aquatische Lebewesen, insbesondere Fische.
von Tobias Ruff
Ziel des von der ÖDP Bayern initiierten Volksbegehrens „Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern – Rettet die Bienen!“ war, durch eine Verbesserung des Naturschutzgesetzes den drei Hauptursachen für den alarmierenden Schwund der Biodiversität zu begegnen: Wir wollten die strukturelle Ausstattung der verschiedenen Lebensräume verbessern, den Einsatz von Pestiziden verringern und der Überdüngung weiter Teile der Agrarlandschaft entgegenwirken.
Schutz von Gewässerrandstreifen
Seit dem Erfolg des Volksbegehrens darf in Bayern auf mindestens 5 m breiten Gewässerrandstreifen keine ackerbauliche oder gartenbauliche Nutzung mehr stattfinden. Der Boden wird nicht mehr umgebrochen und liegt nicht mehr unbewachsen da. Grünlandnutzung ist hingegen weiterhin erlaubt.
Gewässerrandstreifen bilden durch ihre natürliche Vegetation einen Puffer zwischen Gewässer und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie schließen sich an das Hochwasserbett an, beginnen also in der Regel an der Uferkante. Die positiven ökologischen Wirkungen von Gewässerrandstreifen sind vielfältig und umfassen sowohl lokale als auch übergeordnete Vorteile für die Umwelt.
Während in den meisten Bundesländern Gewässerrandstreifen längst verpflichtend waren, waren sie in Bayern ein stark umkämpfter Eckpfeiler im Volksbegehren. Eine politische Dimension erfahren Gewässerrandstreifen durch das Gewicht der zwar kleinbäuerlich strukturierten, wenngleich intensiven Landwirtschaft Bayerns.
Erhöhung der Wasserqualität
Intensive Landwirtschaft, Gewässerausbau und Wasserverschmutzung haben den Lebensraum vieler Fische und anderer aquatischer Organismen stark beeinträchtigt. Gewässerrandstreifen tragen hier als natürliche Schadstoffbarrieren gegen Dünger und Pestizide und als Sedimentfänge dazu bei, die Wasserqualität zu verbessern und die Lebensräume dieser Tiere zu stabilisieren. Die Randstreifen filtern Nährstoffe und Schadstoffe, die aus der Landwirtschaft in die Gewässer gelangen könnten.
Diese Pufferwirkung verhindert die Eutrophierung – hier also die Anreicherung des Wassers mit Stickstoff und Phosphor –, was für die aquatischen Lebewesen von zentraler Bedeutung ist. Die terrestrischen Lebensräume wiederum sind fast immer über ein Gewässernetz miteinander verbunden.
Stabilisierung der Lebensräume
Die Pflanzen an den Gewässerrändern stabilisieren die Ufer und verhindern die Erosion durch Wasserströmung oder Regen. Dies schützt die Gewässer vor Verschlammung und trägt so zum Erhalt des Lebensraums für Fische bei. Gewässerrandstreifen ermöglichen zudem die natürliche, eigendynamische Entwicklung von Gewässern. Sie fördern die Selbstregulation von Flüssen und Bächen, was die Gewässerstruktur verbessert, die Entstehung neuer aquatischer Biotope erlaubt und für aquatische Lebewesen damit stabilere Lebensräume schafft.
Erhöhung der Artenvielfalt
Gewässerrandstreifen bieten vielen Arten einen wichtigen Lebensraum, darunter Vögeln und zahlreichen Insekten wie Bienen und Schmetterlingen. Sie schaffen Korridore, die eine Wanderung von Tierennd Pflanzen zwischen verschiedenen Lebensräumen ermöglichen.
Verbesserung des (Mikro-)Klimas
Bäume und Sträucher in Gewässerrandstreifen speichern Kohlenstoff und tragen so zur Minderung des Klimawandels bei. Die aquatischen Ökosysteme werden resilienter, da die Gewässerrandstreifen helfen, das Mikroklima zu regulieren und Schutz vor den negativen Auswirkungen von extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen und Dürren bieten.
Bessere Vernetzung von Biotopen
Randstreifen sind nicht nur Pufferzonen für Gewässer, sondern auch ein integraler Bestandteil eines überregionalen ökologischen Netzwerks. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Vernetzung von Biotopen und sind ein Schlüsselelement für das langfristige Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten.
Durch das Volksbegehren wurde in Bayern das Ziel festgeschrieben, einen Biotopverbund zu etablieren, der 15 % der Landesflächen umfasst. Durch ihre Integration in den Biotopverbund tragen Gewässerrandstreifen maßgeblich dazu bei, isolierte Lebensräume zu verbinden und so die genetische Vielfalt und Resilienz der Ökosysteme zu stärken.
Ziel erreicht?
Die Wasserwirtschaftsverwaltung und die Naturschutzbehörden in Bayern waren von Anfang an von den positiven Wirkungen der Gewässerrandstreifen überzeugt. Nach anfänglichen Diskussionen mit den Landwirten über nötige Förderinstrumente und über die Frage, was denn überhaupt als Gewässer gilt, wurden daher zügig flächendeckend Gewässerrandstreifen eingerichtet. Deshalb eindeutig: Ziel erreicht! Gewässerrandstreifen sind ein Erfolg! Unser Erfolg!
Onlinetipp
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Gewässerrandstreifen in Bayern
Informationen zur Umsetzung des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“
März 2023
www.lfu.bayern.de/wasser/gewaesserrandstreifen