Finnland hat kaum BIP-Wachstum, doch die Finnen sind trotzdem sehr glücklich. – Foto: jorono/pixabay.com

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Macht das BIP die Menschen glücklich?

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In einer Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes habe ich eine Grafik gefunden, in der die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes von Finnland dargestellt wird. Es zeigt sich, dass das finnische BIP seit 15 Jahren (!) um die Null-Linie pendelt. Es gibt mal ein kleines Plus, dann wieder ein kleines Minus. Aber insgesamt tut sich nicht viel.

Drehen die Finnen deshalb durch? Nicht dass ich wüsste. Vielmehr stehen sie seit vielen Jahren im „Weltglücksbericht“ stets an der Spitze von 143 untersuchten Ländern. Die Deutschen sind im letzten „Global-Happiness-Report“ vom 16. auf den 24. Platz abgerutscht.

Seriöse Studien zeigen, dass ab einem gewissen materiellen Standard weitere Steigerungen nicht glücksfördernd wirken. Glücklich und zufrieden sind die Menschen eher, wenn sie den begründeten Eindruck haben, dass sie in einer einigermaßen gerechten Gesellschaft leben. Wichtig ist auch, dass zwischen den Menschen untereinander und zwischen Regierten und Regierenden ein stabiles Vertrauen herrscht.

Geschieht in Deutschland zu wenig für Ausgleich und Gerechtigkeit? Wird hier zu viel gehetzt? Ist zu viel Vertrauen verloren gegangen? Und vor allem: Starren wir zu viel auf das BIP? Befürchten wir den Zusammenbruch, wenn wir nur so viel erwirtschaften wie im letzten Jahr?

Der viel beachtete Münchner Soziologe Armin Nassehi hat kürzlich in der Süddeutschen Zeitung Menschen, die das ständige Wirtschaftswachstum anzweifeln und über ein Leben ohne BIP-Fixierung nachdenken, als „naiv“ bezeichnet. Aha. Mir kommt eher jemand ein bisschen naiv vor, der auf einem kleinen, vielfach begrenzten und durch Übernutzung schon arg ramponierten Planeten am Dogma des Wirtschaftswachstums festhält!

Vielleicht muss man aber gar nicht naiv, sondern nur realistisch sein, um so zufrieden und glücklich wie die Finnen zu werden …

 


 

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