Nichts wert
3. Januar 2025
Frau Professorin Monika Schnitzer ist die leitende Spitze der sogenannten „Wirtschaftsweisen“. Als solche hat sie zum Jahreswechsel indirekt einen sehr zweifelhaften Neujahrsgruß an die Eltern in Deutschland formuliert. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hat zwar auf den ersten Blick nur das Kita-System (und nebenbei auch die Altenpflege) in Deutschland kritisiert; versteckt sendet sie aber auch eine Botschaft an alle Eltern und pflegende Angehörige: Eure Arbeit im Alltag der Familien brauchen wir nicht! Ihr solltet mehr „richtige“ Arbeit leisten! Würden die Kitas länger öffnen und keine Ferien halten, „könnte man viel zusätzliche Arbeitszeit gewinnen“, so verkündet Frau Schnitzer wörtlich.
Ein toller Gewinn, der in den Familien teuer bezahlt würde. Das Hamsterrad des Alltags würde sich noch schneller drehen. Zeit für Zuwendung und für Erlebnisse familiärer Kultur würde noch knapper. Man traut es sich kaum hinzuschreiben: Auch Zeiten für Entspannung und Muße (Schrecklich, nichts produktiv zu leisten!) müssten reduziert werden.
Sollte das aber die Frau Ökonomin nicht interessieren, dann möge sie doch bitte bedenken, dass auch Zeit für sehr nützliches freiwilliges Ehrenamt (Feuerwehr, THW, Rotes Kreuz und in tausenden anderen Organisationen) fehlen würde und irgendwie ersetzt werden müsste.
Frau Schnitzer sollte sich mit Fachleuten der Bindungsforschung unterhalten: Menschen, die in früher Kindheit ebenso verlässliche wie dauerhaft zuwendende Personen erleben, sind auch für moderne Gesellschaften unverzichtbar. Wenn ständig Innovationen und Transformationen anstehen, dann braucht es bei den davon betroffenen Menschen mehr denn je innere Stabilität. Eine nicht von Überforderung geplagte Familie kann Quelle dieser Stabilität sein.
Auch Ökonomen sollten das endlich akzeptieren. Es wird bei uns viel produziert, was nichts wert ist. Zuwendung in Familien gehört nicht dazu.