Nur „das System“ verantwortlich zu machen, wird der Wirklichkeit nicht gerecht. – Grafik: geralt/pixabay.com

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Liegt es am System?

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Der maßgebliche Kommentator unseres Grundgesetzes, Prof. Dr. Horst Dreier, betont die Wichtigkeit des „zivilen Verfassungsschutz“: Jede und jeder Einzelne in unserem Land sei aufgerufen und verpflichtet, im konkreten Verhalten und in Debattenbeiträgen das Grundgesetz vor seinen Feinden zu schützen. Alle formale „Wehrhaftigkeit“ der Demokratie reiche nicht aus. Es komme auf uns alle an.

Ist das eine zu einfache Wahrheit? Ich meine nicht. Für mich gilt das Prinzip „zivile Verantwortung“ für alle Bereiche. Gerade in ökologisch-sozialen Fragen spielen aber immer mehr kritisch-intellektuelle Zeitgenossen die „System“-Karte. Sie sprechen die einzelnen, vor allem die sog. „kleinen Leute“ – also fast alle! – von jeglicher Verantwortung frei. Schuld sei „das System“. Im Kapitalismus könne man eben nur zerstörerisch und unsozial leben.

Als Musterbeispiel führen Systemkritiker den sogenannten „ökologischen Fußabdruck“ an: Den habe man in den Vorstandsetagen der fossilen Energiekonzerne erfunden, um alle Schuld auf die vielen Einzelnen zu schieben – die aber in aller Regel keine Alltagsalternativen hätten. Diese Geschichte ist nicht ganz falsch. Aber der Umkehrschluss, dass der einzelne Mensch als Problemfaktor unwichtig ist, erscheint mir trotzdem ganz und gar daneben.

Wir brauchen den zivilen Verfassungsschutz ebenso wie den zivilen Klimaschutz, den zivilen Arten- und Biotopschutz und den zivilen Einsatz für sozial-globale Fairness!

Nur damit kein Missverständnis aufkommt: Es geht dabei nicht nur um Nistkästen und Unterschlupfe für den Igel, um leicht verwilderte Gärten ohne Pestizide, um reduzierte Mobilität und um den Kauf von Fair-Trade-Kaffee. Es geht um all dies und um Mitgliedschaften in Parteien und Verbänden, um Wahlverhalten, Information, Aufklärung und leidenschaftliche Debatten. Wir alle sind mitverantwortlich für die Besserung der Lage. Sind wir nicht alle „das System“?

 


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