Glück oder Pech?
20. September 2024
Unser 15 Jahre alter Benz-A-Klasse hat den TÜV geschafft. „Ohne Mängel“ steht auf dem Bericht des Prüfingenieurs. Die mir bekannten Mängel dieses Fahrzeuges interessieren den TÜV nicht: Das Fahrzeug verursacht klimaschädliche Abgase und gesundheitsschädlichen Feinstaub. Es macht auch zu viel Lärm. Es hat reparaturanfällige Teile wie Auspuff, Partikelfilter, Treibstoffpumpe usw., die moderne Fahrzeuge gar nicht mehr brauchen. Und es nutzt giftige Erdölprodukte aus ethisch fragwürdigen Quellen. Aber wie gesagt: Es hat für 2 weitere Jahre die begehrte Plakette.
Ist das jetzt für meine Frau und mich ein Glück oder eher Pech? Es ist auch eine ökologische Tugend, nichts wegzuwerfen, was noch funktioniert und seinen Zweck erfüllt. Man weiß ja, wieviel „graue Energie“ und welche Mengen an wertvollem Rohstoff in so einem Auto stecken. Hätten wir uns von ihm getrennt, würde irgendwo jemand anderer mit ihm herumkutschieren. Der Klimaschaden würde nicht kleiner – er ginge nur auf ein anderes Konto.
Unser Strom-Auto muss also noch warten. In den Vordergrund schiebt sich deshalb mit Vehemenz die Variante A verantwortlichen Mobilitätsverhaltens: Entschiedene Reduzierung der Pkw-Bewegungen! Auf dem Land – wir wohnen dort – ist der ÖPNV nicht so gut wie in den Ballungsräumen; dennoch gibt es ihn. Der Bus fährt öfter als die Leute glauben. Vieles geht wirklich auch zu Fuß oder mit dem Rad. Und vor allem: Sehr viel Mobilität kann ganz entfallen. Der französische Universalgelehrte Blaise Pascal – man kann das nicht oft genug zitieren! – hat schon im 17. Jahrhundert festgestellt: „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“
Bei der dringend nötigen ökologisch-sozialen Transformation – hin zu gutem Leben und weg vom Zwang zur Mengensteigerung – geht es nicht nur um Technologie. Es geht vor allem auch um Verhaltensänderung.