Ohne Wasser könnten Mensch und Tier nicht lange überleben. – Foto: Susanne Jutzeler/pixabay.com

Umwelt & Klima

Sauberes Wasser für alle!

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Wasser ist ein kostbarer Stoff. Ohne Wasser können wir Menschen nur wenige Tage überleben. Wasser ist auch eine der Grundvoraussetzungen für das Entstehen von Leben. Es macht den großen Unterschied zwischen der Erde und allen anderen bislang erforschten Planeten aus. Deshalb sollten wir es weder verschwenden noch vergiften.

von Agnes Becker, Tobias Ruff und Bernhard Suttner

 

Wasserverbrauch in der heutigen Dimension werden wir uns bald nicht mehr leisten können, er muss auf ein sinnvolles, knappes Maß reduziert werden. Dabei kann Wasser streng genommen gar nicht „verbraucht“ werden. Wir verändern es chemisch und physikalisch so sehr, dass es z. B. als Trinkwasser für uns oder als Lebensraum für viele Organismen nicht mehr brauchbar, also doch „verbraucht“ ist. Wasserverbrauch im weiteren Sinne ist es auch, wenn einer Landschaft Wasser über Brunnen, Entwässerungsgräben oder Kanäle entzogen wird.

Wir sind der Meinung, dass Wasser nur noch der Landschaft entnommen werden darf, wenn wir es unbedingt für gerechtfertigte Zwecke brauchen. Den umgekehrten Fall, dass Wasser entnommen, gesammelt oder kanalisiert wird, um es abzuleiten, weil wir es nicht brauchen, darf und kann es nicht mehr geben. Wir brauchen jeden Tropfen! Wasser muss daher den Status eines „öffentlichen Gutes“ erhalten. Es darf aber nicht länger als eines der sogenannten „freien Güter“ ohne echten und angemessenen Preis verschwendet werden. Die Entnahme von Grund- und Oberflächenwasser für kommerzielle Zwecke braucht daher einen neuen rechtlichen Rahmen, der alle Akteure zu entschiedener Reduzierung der Mengen nicht nur anregt, sondern letztlich wirksam zwingt.

Wir sollten Stück für Stück, überall dort, wo keine unmittelbare Bedrohung für die Bevölkerung durch Hochwasser besteht, den ursprünglichen Wasserhaushalt wiederherstellen. Drainagen und Entwässerungsgräben müssen rückgebaut, Hochwasserdeiche und Uferbefestigungen an Flüssen entfernt und Moore renaturiert werden. Niederschlagswasser muss genutzt werden oder versickern können. Aus einem Land, das gestaltet wurde, um Wasser loszuwerden, muss wieder ein „Wasserspeicherland“ werden. Erfreulicherweise entsteht jetzt allmählich eine wichtige Debatte über die wasserfreundliche Umgestaltung der Städte und Dörfer. Der Begriff der „Schwammstadt“ sagt alles: Ja, wir müssen Quadratmeter für Quadratmeter entsiegeln und so umgestalten, dass Wasser aufgenommen statt schnell abgeleitet werden kann.

Wasser wird auch künftig eine unerlässliche Rolle für unsere Gesellschaft spielen. Wir werden uns aber zunehmend fragen müssen, ob der Einsatz von Wasser für alle bisherigen Zwecke und an allen bisher üblichen Orten überhaupt notwendig und damit gerechtfertigt ist. Ist es wirklich sinnvoll, Wasser für den Transport von Schmutzstoffen oder Exkrementen zu nutzen, nur um es wenige Kilometer weiter wieder zu reinigen?

Auf jeden Fall muss benötigtes Wasser effizient eingesetzt werden. Länder wie Israel sind für uns die Referenz im Hinblick auf den sparsamen Umgang mit der Ressource zum Beispiel in der Landwirtschaft. Eine sensorgesteuerte nächtliche Tröpfchenbewässerung benötigt nur einen Bruchteil an Wasser.

Schließlich stellt sich die Frage, ob für jeden Zweck Wasser höchster Qualität eingesetzt werden muss. Der Einsatz von Regenwasser oder Grauwasser, das aus Badewannen, Duschen oder Waschbecken stammt und keine Fäkalien enthält, kann dazu beitragen, den Verbrauch von Trinkwasser zu reduzieren und somit die Wasserversorgung aufrechtzuerhalten. Regenrückhaltebecken können den Bedarf an Grundwasser zur Bewässerung von Pflanzen und Rasenflächen reduzieren. Auch aufbereitetes Grauwasser kann zur Bewässerung genutzt werden.

Dezentrale Wasseraufbereitungssysteme können Betriebswasser aus der Industrie für die Wiederverwendung oder für andere Zwecke nutzbar machen. In vielen Fällen kann Wasser samt Hilfsstoffen so im Kreislauf eines Unternehmens gehalten werden.

Von einigen Nutzungsformen werden wir uns aber zwangsläufig aufgrund von Klimawandel und Klimaschutz verabschieden müssen bzw. können: In den Skigebieten etwa muss der Kunstschnee verschwinden und mit der Schließung von Kohle- und Gaskraftwerken wird der Bedarf an Kühlwasser zurückgehen.

Wichtiger noch als einzelne Maßnahmen und Programme zum Schutz des Wassers ist ein Bewusstseinswandel hin zu einem wertschätzenden Umgang mit der lebensnotwendigen Ressource für Mensch und Natur. Einen größeren Gewinn als die Sicherung dieser Lebensquelle für uns, für alle unsere Mitlebewesen und für alle nach uns Kommenden kann man sich kaum vorstellen. Wichtig ist z. B. ein strenges staatliches Schutzregime in Sachen Wasser, wenn es um Emissionen aus industriellen Anlagen geht. Aber auch die Reduzierung des Viehbestandes in der Landwirtschaft und damit die verminderte Ausbringung von grundwasserschädlichen Düngermengen wäre endlich nötig.

Wir alle gewinnen, wenn wir den wertschätzenden Umgang mit Wasser neu lernen und die Verschwendung, die Entwertung oder gar die Vergiftung von Wasser in allen Erscheinungsformen ächten und wirksam mithilfe verbindlicher gesetzlicher Regelung verhindern.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Wir haben genug!“, erschienen im oekom-Verlag. Eine Kurzvorstellung des Buches finden Sie hier.

 


Buchtipp

Agnes Becker, Tobias Ruff, Bernhard Suttner
Wir haben genug!
Warum das gute Leben jenseits von Konsumismus, Wachstumswahn und Überfluss liegt
oekom, Juli 2023
96 Seiten, 10.00 Euro
978-3-98726-279-1


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