Gabriela Schimmer-Göresz, ÖDP-Kreisvorsitzende Neu-Ulm in Roggenburg. Foto: ÖDP Bundespressestelle.

Kommunal

Liebe Kinder, Jugendliche, Mamas, Papas, Omis und Opas … Liebe alle!

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Rede zum globalen Klimaaktionstag vom 24. Mai 2019 der ehemaligen Bundesvorsitzenden Gabriela Schimmer-Göresz:

„Europa-Wahl ist Klima-Wahl! Unter diesem Motto stehen alle heute stattfindenden Freitags-Demos. Ja, unser Klima ist in Gefahr, aber nicht nur das Klima braucht Freunde und Retter auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Wir alle müssen so leben, dass Zukunft bleibt.“ Das war meine Begrüßung als parents for future anlässlich des globalen Klima-Aktionstages am 24. Mai in Roggenburg, Landkreis Neu-Ulm. Ich war zwar nicht „offiziell“ für die ÖDP angefragt. Dass es nicht ohne ÖDP-Botschaften gehen konnte, war eh klar.
„Ökologie ist keine Ideologie, sondern die Lehre von den Gesamtzusammenhängen aller das Leben bestimmenden Systeme. Es geht daher um viel viel mehr als ‚nur‘ um Klimaschutz.
Nehmen wir beispielsweise ganz aktuell den Bericht des Welt-Biodiversitätsrats. Dieser hat am 6. Mai in Paris seinen globalen Bericht zum Zustand der Natur vorgestellt. Die Botschaft ist eindeutig: Der Zustand der Natur verschlechtert sich dramatisch. Ratet mal. Von wann ist folgender Zeitungsartikel: ‚Bonn verfehlt Klimaschutzziel – Warnung vor CO2-Verbrauch‘? (22.11.1997)
Und wann erschien „Die Erde ist noch zu retten, aber wir müssen uns beeilen‘? UN-Klimabericht. ‚Noch steigt der Ausstoß an Treibhausgasen. Damit muss 2015 Schluss sein. Das kostet nicht die Welt!‘? (05.05.2007)
1962 ist das Sachbuch der Biologin Rachel Carson mit dem Titel ‚Der stumme Frühling‘ erschienen. Ich halte fest: Bereits 1962 gab es warnende Hinweise zum Artensterben. Hat das auch nur irgendeine Regierung der letzten 57 Jahre interessiert?
Es gibt Parallelen. Ich zitiere aus Wikipedia. ‚Ein Planet wird geplündert – Die Schreckensbilanz unserer Politik‘ ist ein im September 1975 erschienenes Sachbuch des damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Herbert Gruhl. Nachdem der Club of Rome die ‚Grenzen des Wachstums‘ auf unserer Erde aufzeigte, fragte Gruhl in diesem Buch nach den übriggebliebenen Möglichkeiten unseres Wirtschaftens … Hat das auch nur irgendeine Regierung der letzten 44 Jahre interessiert?
Natürlich nicht, weshalb der Folgebericht des Club of Rome vom 20. Juni 2013 logisch richtig titelt mit ‚Der geplünderte Planet‘! Ernst Ulrich von Weizsäcker und Anders Wijkmann nahmen diesen großen Bericht des Club of Rome zum Anlass eines gemeinsamen Buches mit dem Titel ‚Wir sind dran – Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen‘.
Liebe Anwesende, die zentrale Frage ist also: Wollen wir bleiben? Und wie sieht es mit dem Bleiben unserer Kinder und Enkel und kommender Generationen aus?
Und jetzt setzt der Welt-Biodiversitätsrat noch einen drauf. Wir haben keine 57 oder 44 Jahre mehr, darauf zu reagieren!
Ein letztes Ereignis aus den vergangenen Tagen. Es wurde – wie jedes Jahr seit 1971 der jährliche Verbrauch der global zur Verfügung stehenden Ressourcen berechnet. Der globale Erderschöpfungstag war im Jahr 1971 der 21. Dezember. 2018 war der Tag global am 1. August. Für 2019 kennen wir ihn noch nicht, aber wir kennen den deutschen Erderschöpfungstag 2019. Er war am 3.  Mai! Seit dem 4.  Mai leben wir in Deutschland praktisch ‚auf Pump‘, das heißt, es wird die Substanz aufgebraucht. Wir leben auf Kosten der Kinder, Enkel und kommender Generationen. Wir leben freilich schon immer auf Kosten jetziger Generationen in anderen Ländern.
Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut, trifft daher mitten ins Schwarze und kommt hoffentlich noch zur rechten Zeit.
Global betrachtet bräuchte die gesamte Weltbevölkerung mit ihrer derzeitigen Lebens- und Wirtschaftsweise rund 1,7 Erden, um den weltweiten Bedarf an Ressourcen und Flächen nachhaltig zu decken. Wäre es nicht fantastisch, wenn wir 1,7 Erden hätten?
Würden alle Länder so wirtschaften wie wir Deutschen, wären 3 Erden nötig. Und ich frage nochmals: Wäre es nicht fantastisch, wenn wir 3 Erden hätten oder 5, wenn wir nur die USA betrachten? Wir alle wissen, dass wir nur diese eine Erde haben. Warum also handeln wir nicht endlich?
Es wird gestritten um ein Tempo-Limit, um die Energie- und Verkehrswende, um eine CO2-Bepreisung, um den Klimaschutz, die Freihandelsabkommen, um den richtigen Weg zu mehr Artenschutz, die richtige Landwirtschaftspolitik, um den richtigen Umgang mit Flüchtlingen oder wie man China Paroli bieten oder den Frieden im Nahen Osten sichern kann und vieles andere mehr. Und es wird wieder viel versprochen. Man habe endlich verstanden. Es werden vor der Wahl Versprechungen gemacht. Und nach der Wahl? Wir werden aufmerksam bleiben.
Was also tun? Der Empfehlung des längst verstorbenen Robert Jungk – er war Publizist, Journalist und einer der ersten Zukunftsforscher – folgen, der sagte: ‚Wer die Hoffnung erschüttert, indem er Erfolglosigkeit prophezeit, lähmt jene Kräfte, die das Rettende noch ins unsichere Spiel bringen.‘ Die Angst müsste zum Antrieb werden, in einer entscheidenden, vielleicht in der Tat der entscheidendsten Stunde des Menschengeschlechts, dem Drohenden zu widerstehen und ihm auch ohne Erfolgsgewissheit Ansätze anderen Denkens, anderen Tuns entgegenzusetzen. ‚Verzweiflung‘ , sagt Jungk, ist ein ‚Luxus‘, den wir uns in unserer Lage nicht leisten dürfen.‘
Und was bedeutet das nun für die EU-Wahl? Wir müssen den Klimaleugnern ebenso Paroli bieten wie den Populisten, den Nationalisten und ewig Gestrigen. Wir müssen zur Wahl gehen und diejenigen stärken, die Europa als großes Friedensprojekt begreifen. Ohne einen schonenden Umgang mit Ressourcen, ohne soziale Gerechtigkeit, ohne Beachtung ökologischer Zusammenhänge und ohne wirksamen Klimaschutz kann es keinen Frieden geben.“

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