Gewonnen! Hessens Erfolgskonzept für einen zügigen Wahlantritt
17. Juli 2017
Nach gescheitertem Antritt in 2013 reichte Hessen mit rd. 85 Mitgliedern nun als erster Landesverband den Wahlantritt zur Bundestagswahl 2017 ein. Was hat uns zu diesem Erfolg verholfen? Wir sind überzeugt, dass unser strategisches Vorgehen entscheidend war und möchten die Grundzüge beispielhaft vorstellen.
Langfristige strategische Planung
Im Frühsommer 2015 begannen wir die Planung, und zwar vom Ergebnis her gedacht: Wie erreichen wir 0,5 %, was erfordert dies konkret in allen Details, wann ist die Wahl, welche Fristen gelten, also was muss wann spätestens abgeschlossen sein, ab wann kann man plakatieren, wann sind Sommerferien, welche Unterlagen sind wann mit welchen Vorbereitungen erforderlich, welche Formalien müssen eingehalten werden, wie viele Sammelstunden (rd. max. 650 für den Landesverband bei Schlechtwetter inkl. aller Verwaltungsarbeiten) sind nötig? Wie könnten wir diese auf die 2 –7 aktiveren Schultern verteilen, wie uns Hilfe holen, wie das Sammeln optimieren, welche Materialien und welchen Etat würde das brauchen …?
Wir überlegten, dass wir frühestmöglich anfangen sollten, um die maximale Zeit zu haben. Mit Blick auf das 0,5-%-Ziel sollte die Sammlung Ende April fertig und Ende Mai die Abgabe sein, danach der Wahlkampf beginnen, wie es auch Volker Behrendts Konzept von 2016 vorsah.
Wir notierten, wer in welchen Wochen wie viel Zeit hat, Urlaube wurden am Planungstisch „gespendet“, Lösungen für Prüfungs- und Ausfallzeiten gesucht. Der Einsatz der Vorsitzenden als Fremdsammlerin zur Landtagswahl in Baden-Württemberg ließ auf Gegenhilfe im eigenen Land hoffen. Blieben die vielen Stunden, von denen wir nicht wussten, wie sie zu bewältigen wären. Also müssten die Mitglieder ran. Wenn jeder nur 5 Unterstützungsunterschriften sammelte, hätten wir 400 und damit rund 100 Stunden weniger für uns. Daraus folgte ein
Motivatorisch-psychologisches Konzept
Was bringt Menschen dazu, sich zu engagieren? These: Wenn jemand konkret weiß, was wann wozu getan werden muss, um ein erstrebenswertes Ziel erreichbar zu machen. So setzten wir auf offene, frühzeitige und regelmäßige Information mit Erläuterungen.
Ehrgeiz ist nötig und lässt sich im Wettbewerb eher anstoßen: ein Preis für den fleißigsten Sammler außerhalb des Vorstandes, die Soll-Zahlen der Vorständler im ÖDP-internen Teil der Webseite, begleitet von der wiederholten Bitte „Machen Sie mit!“ und der regelmäßigen Information, wie viele Mitglieder wie viel sammeln und was noch konkret erforderlich ist, um den Antritt zu realisieren. Sammler über die Bundesländer zu tauschen, war zwar reisekostentechnisch suboptimal, erzeugte aber jede Menge Motivation, weil man ja nicht Weitgereiste für sich arbeiten lassen kann, ohne selbst aktiv zu werden. Außerdem ist sehr wichtig, dass man beim Sammeln von anderen lernt, gemeinsam Erfahrungen macht und diese bespricht.
Viele Anrufe, Nachfragen und mündliche Erklärungen unterstützten, es entstand Bewegung und viele Unterstützungsunterschriften wurden gesammelt und zugeschickt.
Konsequente Durchführung
Wichtig war, dass wir zu jedem Zeitpunkt unser Ziel im Blick hatten und die nötigen Schritte im Verhältnis zum Zeitverlauf umsetzten. Regelmäßige Vorstandssitzungen, Telefonkonferenzen, (Selbst-)Kritik und Selbstdisziplin waren ständige Begleiter in einem freundlichen, offenen Klima.
Regelmäßige Reflexion und Anpassung
Ein regelmäßiger Abgleich von Plan und Ist-Stand ließ immer wieder Maßnahmen neu festlegen oder uns am Riemen reißen, damit nicht die Motivation aller durch Verzug gefährdet würde. Und dann eben doch zwei Sammeltermine bei -5 Grad ansetzen, weil die 2 – 5 UU pro Mitglied trotz versandter Formblätter für viele nicht leistbar schienen. Nicht jedem liegt das, aber auch z. B. Yasmin Finkbohners unermüdliche Konsequenz, bei weit geringeren Sammelleistungen auf der Straße, aber viel höheren im persönlichen Umfeld, wirkte durch die Verlässlichkeit und Konstanz unglaublich hilfreich und motivierend. Auf jeden kommt es bei so wenigen regelmäßig Aktiven (ca. 4) ganz unglaublich an.
Auf die „Schwarmintelligenz“ insbesondere. Dass möglichst viele zu jedem Zeitpunkt mitdenken, was das eigene Verhalten für alle anderen für Auswirkungen hat: Immer wieder mussten wir von der Leitungsebene her uns in unterschiedlichste Rollen hineindenken und uns fragen, welche Info, welcher Gedankengang und welche dafür auslösende Ansprache den Mitgliedern helfen könnte, sich auch zu einem Beitrag durchzuringen.
Detailgenauigkeit, Verständnis der Bedeutung scheinbar unwichtiger Kleinigkeiten
Dieser Punkt ist in allem Vorgenannten durchgeführt. Da die Straßensammlung letztlich doch Schwerpunkt blieb, hatte Udo Arenz die rettend-geniale Idee, Studenten müssten der ÖDP und dem demokratischen Anliegen des Antritts besonders aufgeschlossen sein. Sein Tipp war nicht nur für Hessen Gold wert!
Gleichermaßen baten wir stets alle Mitglieder um Mitdenken, Kritik oder Anregungen. Auf eine solche Zuschrift hin stellten wir alles rund ums Sammeln im Januar 2017 in den internen Bereich der Webseite und schlugen vor, alle ÖDP-Mitglieder bundesweit darüber zu informieren. Denn man weiß, dass für Verstehen entscheidend ist, ob man eine Information nur anreißt, weil sie dem Verfasser schon vertraut scheint, dem Leser aber irgendein Wissensstück fehlt. Auf jedes Detail kommt es an, auf jeden Gedanken, den man versehentlich weglässt, das aber einem Mitglied zum Schlüssel des Verstehens und damit als Auslöser zum Engagement werden kann. Hier rate ich zum Sehen aus den Schuhen anderer, die eben oft von ganz anderen Voraussetzungen aus denken als man selbst. Manchmal erntet man daraus erfreuliche, unerwartete Antworten. Manchmal auch erst beim 8., 9., 10. Mal. 😉
Wir freuen uns, dass wir unserem strategischen Ziel, die ÖDP in Hessen sicht- und wählbar zu machen, einen Schritt näher gekommen sind und setzen auf einen nahtlosen Übergang zur Landtagswahl 2018! Für Fragen stehen wir jederzeit gern zur Verfügung.
Unterschriften-Sammeln
https://www.oedp.de/oedp-intern/oedp-hessen/ (Log-in erforderlich)
Ansprache-Techniken, Haltung, Wortwahl, Gestik und Mimik, Standortbedingungen, Tageszeiten, milieuspezifische Überlegungen und Kleidung, Ordner bzw. Schnellhefter statt Klemmbrett (das den Passanten vor einer Befragung warnt und weitereilen lässt) zu verwenden, ob ich in ausgewaschenen Öko-Klamotten dastehe, ungepflegte Haare oder einen eleganten Schal trage und seriös wirke ….
Wer sammelt, vertritt die Partei. Und Politiker sollen seriös wirken. Dessen müssen wir uns immer bewusst sein!
Aber nicht jede(r) kann jede Zielgruppe ansprechen, mir liegen Studenten, manch einer punktet in Innenstädten, im konservativen Fulda trumpften unsere älteren Damen auf …